
Philipp Luidl
das wort beim wort genommen
Gedichte / Lyrikempfehlung 2020
MEIN schuh der
erste abdruck im schnee
Der tod will
seine grösse wissen
wenn er die wege räumt
Verse schaufelt er frei
und nichts ängstigt ihn mehr
als ein gedicht
Dieser posthume Gedichtband versammelt rund 150 Gedichte von Philipp Luidl.
Michael Krüger empfiehlt diesen Band als Lyrikempfehlung 2020.
Manchmal stehe ich
hinter jalousien
setze zusammen
einen streifen nacht
einen streifen tag
laufe über diesen rost
ins freie
Manchmal holt mich
das fenster zurück
neugierig auf
meine nacktheit
redet vom leibe
den tag mir
Dieser posthume Gedichtband versammelt rund 150 Gedichte von Philipp Luidl: eine Auswahl aus Maro-Bänden, aus »Akzente«, aus dem Band »Himmel Erde Seenland« sowie viele Werke aus dem Nachlass.
Philipp Luidl
Philipp Luidl war Dozent für Typografie an der Akademie für das Grafische Gewerbe in München und Vorstandsmitglied der Typografischen Gesellschaft. Im MaroVerlag veröffentlichte er das Standardwerk zu DTP: »Desktop-Knigge« (mittlerweile vergriffen). Philipp Luidl hat sich auch als Lyriker Aufmerksamkeit mit »Gedichte«, »Weitere Gedichte« und »Andere Gedichte« erarbeitet. Zudem ist der Prosaband »Diese Geschichte hat keinen Namen« erhältlich. Zuletzt erschien »das wort beim wort genommen« bei Maro.
Presse
Philip Luidl gehörte zu den ganz Stillen im Lande. Ihn hat kaum je eine Einladung erreicht, aus seinen Werken vorzulesen, einen Preis hat er auch nicht erhalten, nur in wenigen Anthologien ist er zu finden. Nun hat sein Verlag, Maro in Augsburg, fünf Jahre nach dem Tod des Dichters einen schönen Band seiner gesammelten Gedichte veröffentlicht. Luidl war Typograph und Typographiehistoriker, und etwas von diesem präzisen Gewerbe ist auch in seinen Gedichten am Werk. Sie sind kurz, lakonisch, jedem Pathos abhold. Beispiel: »Abend«: »Im bach / wäscht die weide / ihr bild // Und der tag / nimmt den horizont / von der leine // Unterm strich den / die krähe zieht / stehe auch ich«. Wie oft ist der Dichter wohl bei dieser Weide gestanden, um den einen Moment zu erleben? Und hat es ihn Mühe gekostet, auf den Endreim in den drei letzten Zeilen zu verzichten? Dass er es tat, spricht sehr für das gute Ohr des Dichters. Luidls Gedichte sind das Ergebnis langen, andauernden Schauens. Er hat sich Zeit genommen, um diese 200 Seiten zu füllen. Und man braucht Zeit, ihre Schönheit zu entdecken: »MEIN schuh der / erste abdruck im schnee // Der tod will / seine grösse wissen / wenn er die wege räumt // Verse schaufelt er frei / und nichts ängstigt ihn mehr / als ein gedicht«.
»Kein Verführen durch Wortakrobatik«
»Gedankenlyrik«
»… Zeilen eines Mannes, der mehr und mehr beginnt, sich mit dem Vergangenen auseinanderzusetzen und sich dabei bereits auch auf sein Gehen vorbereitet. Zugleich aber wirkt dies nicht sentimental, sondern voller gelassener Zurückhaltung.«
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