Alle reden zu viel

Charles Bukowski

Alle reden zu viel

und andere Gedichte (1984–1986)

160
Seiten
Umschlag von:
Rotraut Susanne Berner
Broschur
ISBN
978-3-87512-469-9
16,80 €
(brutto)

Aus dem amerikanischen Englisch von 

Esther Ghionda-Breger

Bukowskis Gedichtband You Get So Alone at Times That It Just Makes Sense erschien 1986 in den USA und begründete dort seinen Ruf als Poet des Undergrounds. In der deutschen Ausgabe Roter Mercedes wurde 1989 die Hälfte dieser Gedichte veröffentlicht.

Der Rest wurde – heute nicht mehr nachvollziehbar – schlicht vergessen. Im MaroVerlag erscheint nun die fehlende Hälfte als deutsche Erstveröffentlichung unter dem Titel 'Alle reden zu viel' und andere Gedichte.

»Er schreibt so, als säße er einem gegenüber und erzähle so nebenher eine Geschichte, die er gerade erlebt hat, nichts Großes, Weltbewegendes, einfach eine Geschichte, die er auch jederzeit abzubrechen bereit wäre, wenn etwa das Bier zur Neige geht und er dran ist, runter zum Kiosk zu laufen.« (taz) »Auch in seinen späten Gedichten kann man noch einmal bestätigt finden, dass er […] ein sparsamer Stylist war, ein Mann mit untrüglichem Sinn für das Gewicht der Wörter und den richtigen Rhythmus jeder Zeile, ein Künstler, der als Mensch wohl nicht leicht zu ertragen war, aber Selbstironie besaß und das Chaos, das er um sich und in sich fand, auf den Punkt brachte.« (Neue Zürcher Zeitung)

Für manche nur Säufer und Hurenbock, für andere ein großartiger, düsterer Dichter:

Bukowsi, ein Autor der harten, direkten Zeile ohne schmückendes Beiwerk.

Er ist entlarvend, unbeugsam und unbequem.

Charles Bukowski

Henry Charles Bukowski wurde am 16. August 1920 in Andernach am Rhein als Sohn deutschpolnischer Eltern geboren. Im dritten Lebensjahr wanderte er mit seinen Eltern in die USA aus. Dort wuchs er in den Slums westamerikanischer Großstädte auf. Mit 35 Jahren begann er zu schreiben, zuerst Gedichte für Underground-Gazetten, später Erzählungen und Romane. Er veröffentlichte über 40 Prosa- und Lyrikbände. Genet, Henry Miller und Sartre feierten ihn als »poète maudit« des heutigen Amerikas. Am 9. März 1994 starb er in San Pedro bei Los Angeles.


Presse

»Kein Blabla, keine politische Korrektheit, keine verkrampfte Attitüde, aber auch kein Verurteilen und kein Beschämen auf Kosten anderer. Diese Gedichte, im Lesefluss beinah schon wie kurze Geschichten, sind feinfühlig und ehrlich. Sie haben das Zeug, panischen Atem zu beruhigen und nervöses Herzrasen wieder in einen erträglichen Takt zu bringen.«

»In den Gedichten dieser Zeit beginnt sein Alterswerk. Hier begegnet man einem anderen Bukowski. Einem, der Rückschau hält. Der noch einmal in warmherzigen Porträts sein literarisches Vorbild John Fante oder den frühen Freund und Förderer, den Underground-Verleger Jon Edgar Webb, auferstehen lässt. Der sich an seine verlorenen Jugendjahre erinnert und dafür sogar etwas Sentimentalität aufbringt, nicht mehr ganz so sarkastisch und drastisch abrechnet mit sich und der Welt. Auf einmal erinnert er sich an ein paar Nachbarskinder, mit denen er sich zwar ›erbitterte Faustkämpfe‹ liefert, ›die meistens drei bis vier Stunden dauerten‹, darunter macht er es immer noch nicht, aber die Wut von einst wirkt hier gedimmt, fast schon von Altersmilde moderiert.«

»Es ist schon komisch, dass sich, auch wenn man eigentlich gar nicht so gerne Gedichte liest, einem die von Charles Bukowski sofort erschließen. Sie kommen direkt auf einen zu, pöbeln einen erst mal großspurig an, aber eben nicht nur, weil sie sich im nächsten Moment dann auch wieder verletzt zeigen können, beinahe zärtlich.« Der »schöne kleine Band« bietet verschiedenste Tonlagen: Mal großmäulig, mal hingebungsvoll, leise und komisch, sind Bukowskis Gedichte. Die Übersetzerin Esther Ghionda-Breger hat die Komik in »der schönsten Angemessenheit« übertragen.

»Dass seine Gedichte dennoch leicht und zufällig klingen sollen, ist dabei das Produkt einer harten Auseinandersetzung und Arbeit, die er selbst wieder dementiert. Er selbst und die Schreibmaschine bilden eine Werkgruppe, die sich gegen alles andere, die Welt, seine Frau, andere Autoren abschottet. Der Schreibprozess wird als zentral inszeniert. Er ist es, der im Zentrum von Bukowskis Werk steht, nicht die einzelnen Texte selbst. Die können wechseln und variieren, unterschiedliche Themen anspielen und sich immer wieder weiter im Kreis drehen. Der Schreibprozess selbst bleibt im Zentrum: Ein alter Mann, der in der ersten Etage sitzt, der tippt und säuft und raucht und dessen zerfressene Visage ihn als das auszeichnet, was er sein will, ein Außenseiter. Einer der nie ankommen wird in dieser Gesellschaft, die zugleich verachtet und benötigt, die er abschätzig betrachtet und in der er sich halbwegs behaglich einrichtet. […] Es ist schön, diese Stimme wieder zu hören, sie dabei zu begleiten, wie sie verärgert schimpft und bissig kommentiert.«

»Er schreibt so, als säße er einem gegenüber und erzähle so nebenher eine Geschichte, die er gerade erlebt hat, nichts Großes, Weltbewegendes, einfach eine Geschichte, die er auch jederzeit abzubrechen bereit wäre, wenn etwa das Bier zur Neige geht und er dran ist, runter zum Kiosk zu laufen.« (taz) »Auch in seinen späten Gedichten kann man noch einmal bestätigt finden, dass er […] ein sparsamer Stylist war, ein Mann mit untrüglichem Sinn für das Gewicht der Wörter und den richtigen Rhythmus jeder Zeile, ein Künstler, der als Mensch wohl nicht leicht zu ertragen war, aber Selbstironie besaß und das Chaos, das er um sich und in sich fand, auf den Punkt brachte.«


Übersetzerin

Esther Ghionda-Breger (*1961) lebt und arbeitet in Basel. Im Maro­Verlag erschienen bisher u. a. diese Übersetzungen: von Robert Lowry, »Little Man Stories«, von Charles Bukowski, »Alle reden zu viel«, »Dante, Baby, das Inferno ist da!«, »Ein Dollar für Carl Larsen«, »Ein Sixpack zum Frühstück« (mit Carl Weissner u.a.) sowie von Stephen Cooper »Full of Life. Die John-Fante-Biographie« (zusammen mit Günter Ohnemus). 2017 gründete sie den Bernardo Ghionda-­Gedächtnisfonds.

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