Dante Baby, das Inferno ist da!

Charles Bukowski

Dante Baby, das Inferno ist da!

94 unzensierte Gedichte

256
Seiten
Umschlag von:
Rotraut Susanne Berner
Klappenbroschur
ISBN
978-3-87512-481-1
24,00 €
(brutto)

Aus dem amerikanischen Englisch von 

Esther Ghionda-Breger

Der erste posthume Gedichtband von Charles Bukowski, der nicht zensiert wurde! Denn in Buks Gedichtbände, die nach seinem Tod in den USA publiziert wurden, wurde textlich eingegriffen, wie man heute weiß. Diese Sammlung besteht aus seltenen und noch unbekannten Gedichten, die entweder einst in kleinen Underground-Zeitschriften erschienen sind oder aber noch gar nicht veröffentlicht wurden. ECHT Bukowski – hartgesotten und urkomisch.

Bevor Veröffentlichungen in der Black Sparrow Press ab Mitte der 70er Jahre Charles Bukowski zum Durchbruch verhalfen, war sein Dasein als Schriftsteller frustrierend. Es war lange nicht bekannt, dass er bereits in den 50er und 60er Jahren systematisch Hunderte von Gedichten an Zeitschriften und kleine Magazine geschickt hatte. Eindeutige Hinweise darauf enthielten erst seine Briefe, die in den späten 90er Jahren publiziert wurden.

Abel Debritto, ein spanischer Fulbright-Stipendiat, machte sich auf die Suche nach diesem »verlorenen« Material. Für seine Doktorarbeit reiste er kreuz und quer durch die USA, um die damaligen Herausgeber aufzuspüren. Er wurde fündig! Unbekannte Schätze – Manuskripte, Zeichnungen, Briefe und mehr – lagen bei Kindern oder Enkeln von ganz frühen Zeitschriftenverlegern auf dem Dachboden oder im Keller. Wie ein Detektiv trug Debritto zusammen, was immer er finden konnte. Jedes Zettelchen wurde sorgsam katalogisiert; schlussendlich füllte das Material viele Ordner.

Zeitgleich wurde ein Skandal aufgedeckt: Die posthum veröffentlichten Bukowski-Gedichtbände waren in sehr vielen Fällen manipuliert, die Sprache geschönt oder verwässert. Diese Eingriffe sind heute detailliert dokumentiert. Mit dem Zensur-Argument gelang es Debritto, Bukowskis Witwe als Lizenzgeberin von der Notwendigkeit eines neuen Gedichtbandes im originalen Wortlaut zu überzeugen.

2017 erschien der vorliegende Band unter dem Titel Storm for the Living and the Dead bei HarperCollins. Dies ist die erste unzensierte Veröffentlichung von Bukowski-Gedichten seit seinem Tod. Nachdem ab 1974 Bukowskis Erfolg im deutschsprachigen Raum im MaroVerlag begann, spannt Dante Baby, das Inferno ist da! einen wunderbaren Bogen in das gegenwärtige Verlagsprogramm.

Wir freuen uns sehr, dass dieser Band bei uns erscheint. In dieser originalen Form sind die Gedichte bisher entweder noch gar nicht oder nur in kleinen Underground-Zeitschriften erschienen. Wir lesen hier einen rohen, sehr authentischen Bukowski. Mal wild, mal nachdenklich, mal prosaisch, mal experimentell, mal witzig und verrückt, mal politisch unkorrekt. Abel Debritto hat eine Auswahl zusammengestellt, die einen vielschichtigen Dichter porträtiert – »echt« Bukowski, Gedicht für Gedicht unerhört kraftvoll.

Charles Bukowski

Henry Charles Bukowski wurde am 16. August 1920 in Andernach am Rhein als Sohn deutschpolnischer Eltern geboren. Im dritten Lebensjahr wanderte er mit seinen Eltern in die USA aus. Dort wuchs er in den Slums westamerikanischer Großstädte auf. Mit 35 Jahren begann er zu schreiben, zuerst Gedichte für Underground-Gazetten, später Erzählungen und Romane. Er veröffentlichte über 40 Prosa- und Lyrikbände. Genet, Henry Miller und Sarte feierten ihn als »poète maudit« des heutigen Amerikas. Am 9. März 1994 starb er in San Pedro bei Los Angeles.


Inhalt

  • Wieder mal stecken geblieben
  • Hierin
  • Warum sind all deine Gedichte so persönlich?
  • Ein Gebet für Liebende mit gebrochenen Händen
  • Ich denke an Hemingway
  • Ich war Scheiße
  • Schnelles Leben
  • Selbstkorrekturen, frei nach Walt Whitman
  • Die Hummel
  • Eine Zugfahrt in der Hölle
  • Wie der Shakespeare so der Mailer
  • Das gläserne Seil
  • Manchmal, wenn ich traurig bin, höre ich Mahler
  • Auf dem Männerklo
  • Wie eine Fliegenklatsche
  • Ich dachte, ich könnte mir was aufreißen
  • Auf der Sozialstation
  • Mal eben so
  • Ein Anruf von meiner fünf Jahre alten Tochter in Garden Grove
  • Pferdejunkies
  • Scheiß drauf
  • Zwei unsterbliche Gedichte
  • T.H.I.A.L.H.
  • Die Lesbe
  • Pfeif drauf
  • Ein Gedicht nur für mich
  • Blues Song
  • Staatlich gemästet
  • Liebeslied
  • Ein Gedicht für Dante
  • 29 gekühlte Trauben
  • Fakten
  • Im Wasser verbrannt, in der Flamme ertrunken
  • Faule Ausrede
  • Jetzt, wo Ezra tot ist
  • Warzen
  • Meine neuen Eltern
  • Irgendwo ist immer was los
  • 55 in dieselbe Richtung aufgestellte Betten
  • B
  • Finger
  • Das Ding
  • »Texsun«
  • Warmwasserblasen
  • Maisgedicht
  • Bob Dylan
  • Frauen am Nachmittag
  • Der Provokateur
  • Spiegel
  • Venice, Kalif. Nov.7:
  • Kopfarbeit
  • Mach dich fein, wenn du an dein Grab gehst
  • Ziemlich wirres Zeug
  • Chili mit Bohnen
  • Ein langer heißer Tag auf der Rennbahn
  • Die Briefe von John Steinbeck
  • Eure Sorgen möcht ich haben
  • Brief an einen Freund, bei dem der Haussegen schiefhängt
  • Agnostisch
  • Klone
  • An mir nagt die Krise
  • Ich hab mal bei der Bahn gearbeitet
  • Das funktioniert nicht immer
  • Wie das Leben so spielt
  • Allein in Zeiten des Krieges
  • Moderne Zeiten
  • Ich habe dieses Zimmer
  • Ein Jahrhundertmann
  • Lieber alter Vater
  • Liebe und Frieden
  • Parkservice
  • Ich lebe, um zu schreiben, aber jetzt sterbe ich
  • Zerreiß es
  • Henry Miller und Burroughs
  • Dasein
  • Stammbaum
  • Das einzig wahre Leben
  • Blitzkrieg im Savoy
  • Die glorreichen Tage
  • Alle meine Freunde
  • Glückwunsch, Chinaski
  • Ja, er kämpfte gegen Windmühlen
  • Ein Leser schreibt
  • Autsch!, sagte die Kuh zum Zaun
  • Liebe New York Quarterly
  • Mein Amerika im Jahre 1936
  • Einige Überlegungen
  • Sturm für die Lebenden und die Toten
  • Eintrittsgeld
  • Gutes Zeug
  • Jetzt
  • Kapitulation vor der Sonne
  • Nummer 1
  • Ein Lied für die leise mitreißende Trauer

Presse

»Das Buch ist eine kleine Sensation. Es bündelt 94 Gedichte aus der Zeit zwischen 1959 und 1994. Mehr als 20 unveröffentlichte sind dabei, kein einziges ist bis dato in einem Gedichtband erschienen, alle sind sie unzensiert, was im Kanon der posthum publizierten Bukowski-Werke selten der Fall war.«

»Es handelt sich um Raritäten und Neuentdeckungen, aber natürlich kommt einem der Sound vertraut vor, und manche Motive, von den Blasen in der Badewanne bis zum unfehlbaren System für Wetten bei Pferderennen im Leben des Henry Chinaski kennt man gut, vielleicht aus Bukowskis Romanen, in denen er bewies, dass er auch ein Meister der Langstrecke ist. Überraschend ist der wiederkehrende musikalische Kontrast zwischen Bob Dylan, der unkommentiert präsent ist, und klassischer Musik, für die sich Bukowski begeistert. Ungestüm, wild, schockierend greift Bukowski kurz vor oder kurz nach Alkoholexzessen akute Situationen auf, die ihn umtreiben, von zu Ende gehenden Farbbändern für die Schreibmaschine bis zu unbeantworteten Bettelbriefen. Die Themenpalette ist groß und doch ist es immer der unverwechselbare Buk-Sound, obszön und zärtlich zugleich, der den Lesern ein „Oh!“ oder ein Schmunzeln ins Gesicht zaubert.«

»Der Band ist witzig und verspielt, teilweise geradezu experimentell für Bukowski-Verhältnisse. Erstaunlich, dass noch immer eine solche Frische vielen Texten innewohnt. Die paar Nieten kann man bei dem ganzen gut verkraften, echte Empfehlung, nicht nur für Komplettisten.«

»Direkt, oft derb und stets vollmundig – so könnte man die Poesie des 1994 verstorbenen Charles Bukowski betiteln. […] Das Entfant terrible Bukowski setzt bewusst auf Empörung und veranschaulicht dadurch, wie sehr Dichtung zum ästhetischen, aber auch politischen Widerstand anregen kann.«


Übersetzerin

Esther Ghionda-Breger (*1961) lebt und arbeitet in Basel. Im Maro­Verlag erschienen bisher u. a. diese Übersetzungen: von Robert Lowry, »Little Man Stories«, von Charles Bukowski, »Alle reden zu viel«, »Dante, Baby, das Inferno ist da!«, »Ein Dollar für Carl Larsen«, »Ein Sixpack zum Frühstück« (mit Carl Weissner u.a.) sowie von Stephen Cooper »Full of Life. Die John-Fante-Biographie« (zusammen mit Günter Ohnemus). 2017 gründete sie den Bernardo Ghionda-­Gedächtnisfonds.

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