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Der Prozess

Christiane Bürger und Sahra Rausch

Der Prozess

Wie der deutsche Völkermord an den OvaHerero und Nama nicht vor Gericht kam

36
Seiten
Fadengeheftet
ISBN
978-3-87512-629-7
16,00 €
(brutto)

Ein unversöhnliches Heft · MaroHeft #14

Zweisprachige Ausgabe / Englisch & Deutsch

übersetzt von Ryan Eyers und mit Originaldruckgraphiken von

Tuaovisiua Betty Katuuo

Warum klagen die Nachkommen der OvaHerero und Nama seit Jahrzehnten erfolglos gegen die Bundesrepublik Deutschland? Was ist auf völkerrechtlicher Ebene passiert, seit deutsche Soldaten Anfang des 20. Jahrhunderts Zehntausende Menschen auf dem Gebiet des heutigen Namibia ermordeten? Wie gelingt es dem deutschen Staat bis heute, eine juristische Verurteilung wegen Völkermords abzuwehren?

Why have the descendants of the OvaHerero and Nama peoples been unsuccessful in their decades-long attempts to sue the Federal Republic of Germany? What has happened at the level of international law since German soldiers murdered tens of thousands of people at the beginning of the twentieth century in what is now known as Namibia? How has the German state so far managed to avoid a legal conviction for the crime of genocide?

Anhand der Klagen, die die Nachkommen seit 1999 gegen die Bundesrepublik einreichen, wirft dieses Heft einen Blick auf Deutschlands Umgang mit seiner kolonialen Geschichte.

Im Brennpunkt steht auch die Verfasstheit eines historisch gewachsenen Völkerrechts, das anti-rassistische Aktivist:innen verstärkt einer postkolonialen Rechtskritik unterziehen. Ein weiteres Mal führt Deutschland vor, wie es gelingt, die Forderungen der Nachkommen von Ermordeten abzuweisen — und zugleich und erneut als der große »Wiedergutmacher« der Weltgemeinschaft aufzutreten.

Ein unversöhnliches Heft über einen »Prozess«.

Drawing on the lawsuits that OvaHerero and Nama descendants have filed against Germany since 1999, this essay looks at the country’s handling of its colonial history.

Also in focus is the structural constitution of modern-day international law, which anti-racist activists are increasingly subjecting to post-colonial legal critique. Yet again, Germany is demonstrating its propensity to dismiss the demands of the descendants of murder victims —while simultaneously performing the role of the international community’s great »Wiedergutmacher« once more.

An unforgiving account of a »trial«.

Christiane Bürger und Sahra Rausch

Christiane Bürger ist Koordinatorin der Erinnerungskultur der Hansestadt Lübeck. Zuvor war sie als Koordinatorin der Wissenschaftlichen Koordinationsstelle »Koloniales Erbe in Thüringen« an der Universität Erfurt tätig. Dort war sie auch Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für Neuere und Zeitgeschichte und Geschichtsdidaktik. Christiane promovierte in Heidelberg, ihre Arbeit wurde 2017 unter dem Titel »Deutsche Kolonialgeschichte(n). Der Genozid in Namibia und die Geschichtsschreibung der DDR und BRD« veröffentlicht. Ihr Interesse an Geschichte(n) und Geschichtsvermittlung führte sie dann ins Museum. Sie arbeitete unter anderem in der Stiftung Haus der Geschichte im »Tränenpalast« und dem Museum »Alltag in der DDR« in Berlin. Als Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Kuratorin war sie auch an der Gestaltung der Dauerausstellung für die Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung beteiligt.

Sahra Rausch ist Sozialwissenschaftlerin. Sie ist Koordinatorin und Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Koordinationsstelle »Koloniales Erbe in Thüringen« (KET) am Historischen Institut der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Sie promovierte in Gießen und Paris, 2024 erschien ihr Buch »Emotionen in der postkolonialen Erinnerungspolitik. Deutschland und Frankreich seit den 1990er Jahren« bei De Gruyter. Sahra war bei verschiedenen postkolonialen Initiativen aktiv und forscht und lehrt zur gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit der kolonialen Vergangenheit in Deutschland, Frankreich und Italien.


Illustratorin

Die namibische Künstlerin Tuaovisiua Betty Katuuo lebt und arbeitet in Windhoek. Ihre für diese Publikation gezeichnete Serie trägt den Titel »We are still waiting«.


Übersetzer

Ryan Eyers übersetzt aus dem Deutschen ins Englische. Seine Schwerpunkte liegen in den Bereichen Kunstgeschichte, Politik, Literatur und Popkultur. Er ist Mitgründer des Übersetzungskollektivs Gegensatz Translation Collective, und hat auch mehrere Bücher für Kinder geschrieben.

Ryan Eyers translates from German into English, specializing in the fields of art, politics, literature, and popular culture. He is a co-founder of Gegensatz Translation Collective, and has also written several books for children.


Presse

»Die juristischen Auseinandersetzungen der Ovaherero und Nama mit der Bundesrepublik sind Thema eines neuen Essays aus der Reihe ›Maro-Hefte‹. Christiane Bürger und Sahra Rausch skizzieren darin die Grenzen der juristischen Aufarbeitung im Rahmen des geltenden Völkerrechts und geben Ausblicke, was über Entschädigungszahlungen hinaus Teil einer umfassenden ›reparativen Gerechtigkeit‹ in Bezug auf Kolonialverbrechen und Sklavenhandel sein könnte. [...] ›Der Prozess‹ ist eine äußerst lesenswerte Ausgabe. Sie zeigt nicht nur, wie es der Bundesrepublik ein weiteres Mal gelingt, Forderungen der Nachkommen von Ermordeten abzuweisen. Sondern auch, wie gewinnbringend eine postkoloniale Perspektive sein kann.«

»Die Bilder sind auf ihre Art und Weise eindrücklich. Dabei zeigt das Heft auch, wie gerade beim Thema Erinnerung und Aufarbeitung kollektiver Verbrechen gegen die Menschheit die wissenschaftliche und künstlerische Aufarbeitung unterschiedliche Dimensionen des Erinnerns abdeckt. […] Trotz der wissenschaftlichen Sprache ist es ein sehr gut verständlicher Essay.«


Maro Hefte

In den »MaroHeften« treffen Essays auf Illustrationen – zu Themen, die uns unter den Nägeln brennen, zu Feministischem, Politischem und Tabubehaftetem.

Jedes Heft wird besonders gestaltet und mit Originaldruckgraphiken mit bis zu 5 Sonderfarben gedruckt. 36 oder 52 Seiten, fadengeheftet im berüchtigten Maro-Format (13,5 x 20,5 cm), mit Schutzumschlag. Den Originalausgaben liegen Plakate oder Lesezeichen bei. Die Reihe wird von Kolja Burmester und Sarah Käsmayr herausgegeben. Ein Bezug ist in einzelnen Ausgaben und als Abo möglich. Mehr Info zum Abonnement gibts hier.

Wie kam es zu den Maro Heften?

Die »MaroHefte« sind ein Anknüpfen an die Reihe »Die Tollen Hefte« und wurden anlässlich des 50. MaroVerlags-Jubiläums im Jahr 2020 ins Leben gerufen. Ausgaben 1 bis 15 der »Tollen Hefte« erschienen in den 1990ern bei Maro (hg. von Armin Abmeier), die Folge­nummern in der Büchergilde Gutenberg (ab 2012 hg. von Rotraut Susanne Berner). Mit Heft 50 wurde die Reihe im Jahr 2018 eingestellt.

Lob zu den Heften:

»Gönnt Euch kluge Gedanken, kauft die MaroHefte!«

blauschwarzberlin

»Die Hefte sind bibliophile Schmuckstücke. […] Vor allem aber mit Illustrationen in einem Farbdruck, der auch Ahnungslose spüren lässt, dass sie hier etwas Besonderes in der Hand halten.«

Christian Jooß-Bernau in der Süddeutschen Zeitung

»Den MaroHeften […] gelingt es immer wieder, ungewöhnliche Fragen zu stellen und Dingen nachzugehen, die sonst eigentlich keine Beachtung finden. Kaum hat sie der MaroVerlag formuliert, fragt man sich, warum man zu diesem oder jenem Thema bisher eigentlich noch nichts gehört hat.«

Grafikmagazin, Ausgabe 3/2024

»[Eine] wilde Reihe mit so etwas wie bibliophilen Broschuren bzw. wunderbar illustrierten, opulenten und sehr dünnen Büchern inklusive Postern, Postkarten und so weiter. Wenn Sie finden, Sie haben zu wenig Zeit zum Lesen, kaufen Sie dünnere Bücher. Und fangen Sie mit MaroHeften an.«

Bastian Pütter im bodo Magazin, Ausgabe Juli 2024

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