Das Jungfernhäutchen gibt es nicht

Oliwia Hälterlein

Das Jungfernhäutchen gibt es nicht

Ein breitbeiniges Heft · MaroHeft #2

4. Auflage

52
Seiten
Fadenknotenheftung
ISBN
978-3-87512-617-4
18,00 €
(brutto)

Mit Illustrationen von 

Aisha Franz

Einmal drin – alles hin. An diese sexistische Losung glauben viele Menschen seit Jahrhunderten: Ein verschlossenes Häutchen soll sich wie eine Art Frischhaltefolie über die Vagina spannen, um beim »Ersten Mal« ritterlich »gesprengt« zu werden. Das ist absoluter Blödsinn! MaroHeft#2: ein breitbeinig formuliertes und wild, schön und böse illustriertes Pamphlet zur Abschaffung eines Mythos – denn Fakt ist: Das Jungfernhäutchen gibt es nicht!

Zwischen Pausenbrot und Sportunterricht, in WG-Küchen, Werbungen und in Youtube-Erklärvideos, auf Pornoseiten oder mahnend am elterlichen Küchentisch: Die Mär vom sogenannten »Jungfernhäutchen« schwirrt überall herum. Auch wenn der Mythos nur ein kleiner Baustein im patriarchalen System ist, hat er eine lange Geschichte und schränkt die Freiheit und psychische Gesundheit vieler Menschen seit Jahrhunderten ein. Die Dramaturgin und Kulturwissenschaftlerin Oliwia Hälterlein setzt der Legende die anatomische Realität entgegen, führt durch Film, Musik und Popkultur und erklärt den mittelalterlichen Ursprung des ominösen Bluts in den Virgin-Tales. Illustriert von der Comicautorin Aisha Franz widmet sich das MaroHeft #2 breitbeinig erschreckenden Lügen und Wahrheiten über blutbefleckte Laken, reißende Samthaargummis, geraubte Blumen sowie lüsterne Heilige. Ein Parcour durch Familientraditionen, anatomische Grundlagen und Sprachgewohnheiten, kulturelle Werte und Zwänge sowie ein Aufruf zum solidarischen Aufbegehren gegen patriarchale Hirngespinste. Mit anderen Worten: Nieder mit dem Jungfernhäutchen-Mythos!

»Das Jungfernhäutchen gibt es nicht« erscheint in der Reihe MaroHefte als #2. Der Originalausgabe liegt ein Plakat mit einer zweifarbigen Original-Druckgraphik von Aisha Franz bei.

Oliwia Hälterlein

Oliwia Hälterlein (*1986) ist Kulturwissenschaftlerin und Dramaturgin. Sie bewegt sich in Text und Performance an der Schnittstelle zwischen Feminismus und Kunst. Sie organisiert Workshops und Aktionswochen zur sexuellen Bildung und feministischer Pornographie. In Salzburg, Krakau und Berlin studierte sie Slawistik, Vergleichende Literatur-, Kultur- und Theaterwissenschaft. Sie arbeitete als Dramaturgin am Schauspielhaus Salzburg, am Theater Freiburg sowie im Kollektiv mit ILL. Sie war Artist in Residence im Chateau Bourglinster, Luxemburg und im E-Werk, Galerie für Gegenwartskunst, Freiburg. www.oliwia-ismus.de insta: @oliwia_strange


Illustratorin

Aisha Franz (*1984) ist freischaffende Comic­autorin und Illustratorin. Sie publiziert Graphic Novels und Kurzcomics, darunter »Alien«, »Brigitte und der Perlenhort« und »Shit Is Real« bei Reprodukt sowie »Where is Aisha« bei Colorama. www.fraufranz.com


Presse

»Weil wir 2020 haben und immer noch nicht unsere Genitalien richtig benennen.«

»Über Korona wurde viel gesagt und viel geschrieben. Aber so recht weiß immer noch keiner Bescheid. Oder wer weiß schon, dass es auch eine ›anulare‹, ›fransige‹ oder ›septierte‹ Korona gibt? Bevor wegen der Schreibweise oder aus anderen Gründen Verwirrung entsteht: Mit Korona ist hier der Schleimhautkranz oder auch Schleimhautsaum gemeint. Oder wie ihn der Volksmund nennt: das Jungfernhäutchen. Weil tatsächlich immer noch sehr viele falsche Annahmen darüber existieren, hat die Freiburger Kulturwissenschaftlerin Oliwia Hälterlein nun einen Essay darüber geschrieben, dessen wichtigste Aussage bereits im Titel steckt: ›Das Jungfernhäutchen gibt es nicht.‹«

»Boah, wie wichtig ich dieses Buch finde!

Wie ich es mir als Pflichtlektüre in Oberstufen wünsche! Wie ich es gleich wie zufällig im Zimmer meines Siebzehnjährigen vergessen werde! Wie ich es nachkaufen werde, um mit meiner 84-jährigen Großmutter darüber zu sprechen! Oliwia Hälterlein räumt auf! In einem ebenso informativen wie persönlichen Text nimmt sie den Mythos der weiblichen Jungfräulichkeit auseinander.«

»Das müsst ihr bitte – unabhängig von allem, was ihr denkt, in eure literarischen Hausapotheken packen – es geht um die Dekonstruktion der Defloration. (…) Das müsst ihr haben!«

»Ein erfundenes Stück Haut«
Ein Interview mit Oliwia Hälterlein über den Mythos »Jungfernhäutchen«, und warum so viele an ihn glauben.

»Die Autorin Oliwia Hälterlein dekonstruiert in ihrem Zine den Mythos um das Jungfernhäutchen, das so eigentlich nicht heißen dürfte. Auf 52 Seiten, illustriert von Aisha Franz, deckt sie Fehlinformationen auf und sucht nach neuen Bezeichnungen für Körperteile, die vom Patriarchat getauft worden sind. Erzählt es euren Freund*innen, Schwestern, Brüdern und Eltern: Das Jungfernhäutchen gibt es nicht!«

»Aufklärung bleibt lebensnotwendig, und das sachlich fundierte, kompakte Heftchen von Hälterlein und Franz dürften nicht nur eingefleischte Feministinnen als Bettlektüre zu schätzen wissen.«

»Kulturell-gesellschaftliche Analysen wechseln sich dabei ab mit persönlicheren Reflexionen, immer begleitet von Franz’ knallig-bunten Illustrationen. Text und Gestaltung gehen dabei eine perfekte Symbiose ein, das Ganze fühlt sich angenehm zine-ig und hochwertig an.«

In der Sendung »Eine Stunde Liebe« auf DLF-Nova sprechen Kulturwissenschaftlerin Oliwia Hälterlein und die Illustratorin Aisha Franz darüber, warum es allen Geschlechtern nutzt, wenn wir das Thema Jungfräulichkeit entmystifizieren, warum wir lieber ganz viele erste Male haben sollten und warum eigentlich das Menstruationsblut als etwas Schlechtes und das sogenannte »Jungfernblut« als was Gutes wahrgenommen wird.

Oliwia Hälterlein im Gespräch mit Magdalena Heinzl im Podcast »Sexologisch«.


Oliwia: »Das ist so schwierig in Worte zu fassen. Das ist ein großartiger Vorteil mit unserer tollen Illustratorin Aisha Franz, die ja die Zeichnungen gemacht hat, weil man viel besser zeigen konnte, wie das aussehen kann (...).«


Magdalena: »Ich fand es total schön, dass ihr jedesmal, wenn das Wort Jungfernhäutchen unter Anführungszeichen kommen hätte sollen, eine Illustration reingemacht habt. Man kannte sich total aus. (...) Man wird darauf gestoßen, dass Sprache einfach so wichtig ist. (...) Ach ja genau, da gibt es ja wirklich keinen feinen passenden Begriff.«

»Ein super Anstoß, den eigenen Sexismus zu hinterfragen.«

»Ich finde es schon großartig, dass dieser Satz ›Das Jungfernhäutchen gibt es nicht‹ in aller Munde ist. Das freut mich total. Und ich finds dann auch immer so schön, wenn ich Kommentare höre wie ›das ist aber ein provokanter Titel‹ (lacht). Das ist ja interessant, dass man mit der Wahrheit provozieren kann.«

»Der sprachsensible Umgang mit dem Thema ist Oliwia Hälterlein dabei äußerst gelungen. Neben genderneutraler Sprache sowie Markierungen setzt sich die Autorin kritisch mit den Begriffen auseinander, die zur Bezeichnung des Schleimhautkranzes im Allgemeinen zur Verfügung stehen: ›Wie ist es möglich, den Mythos ›Jungfernhäutchen‹ zu de-konstruieren, ohne ihn mit der gewohnten Wortwahl zu re-produzieren.«


Maro Hefte

In den »MaroHeften« treffen Essays auf Illustrationen – zu Themen, die uns unter den Nägeln brennen, zu Feministischem, Politischem und Tabubehaftetem.

Jedes Heft wird besonders gestaltet und mit Originaldruckgraphiken mit bis zu 5 Sonderfarben gedruckt. 36 oder 52 Seiten, fadengeheftet im berüchtigten Maro-Format (13,5 x 20,5 cm), mit Schutzumschlag. Den Originalausgaben liegen Plakate oder Lesezeichen bei. Die Reihe wird von Kolja Burmester und Sarah Käsmayr herausgegeben. Ein Bezug ist in einzelnen Ausgaben und als Abo möglich. Mehr Info zum Abonnement gibts hier.

Wie kam es zu den Maro Heften?

Die »MaroHefte« sind ein Anknüpfen an die Reihe »Die Tollen Hefte« und wurden anlässlich des 50. MaroVerlags-Jubiläums im Jahr 2020 ins Leben gerufen. Ausgaben 1 bis 15 der »Tollen Hefte« erschienen in den 1990ern bei Maro (hg. von Armin Abmeier), die Folge­nummern in der Büchergilde Gutenberg (ab 2012 hg. von Rotraut Susanne Berner). Mit Heft 50 wurde die Reihe im Jahr 2018 eingestellt.

Lob zu den Heften:

»Gönnt Euch kluge Gedanken, kauft die MaroHefte!«

blauschwarzberlin

»Die Hefte sind bibliophile Schmuckstücke. […] Vor allem aber mit Illustrationen in einem Farbdruck, der auch Ahnungslose spüren lässt, dass sie hier etwas Besonderes in der Hand halten.«

Christian Jooß-Bernau in der Süddeutschen Zeitung

»Den MaroHeften […] gelingt es immer wieder, ungewöhnliche Fragen zu stellen und Dingen nachzugehen, die sonst eigentlich keine Beachtung finden. Kaum hat sie der MaroVerlag formuliert, fragt man sich, warum man zu diesem oder jenem Thema bisher eigentlich noch nichts gehört hat.«

Grafikmagazin, Ausgabe 3/2024

»[Eine] wilde Reihe mit so etwas wie bibliophilen Broschuren bzw. wunderbar illustrierten, opulenten und sehr dünnen Büchern inklusive Postern, Postkarten und so weiter. Wenn Sie finden, Sie haben zu wenig Zeit zum Lesen, kaufen Sie dünnere Bücher. Und fangen Sie mit MaroHeften an.«

Bastian Pütter im bodo Magazin, Ausgabe Juli 2024

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