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Nils Dorenbeck
Die widerspenstige Hand
Roman
Plötzlich macht Martin Heimanns linke Hand, was sie will. Erschrocken muss er mit ansehen, wie sie nach Marias Kehle greift und zudrückt. Heimann kommt in Untersuchungshaft. Die Tat seiner Hand weckt beklemmende Kindheitserinnerungen. Da er nicht darüber sprechen kann, bringt seine Anwältin ihm Stift und Papier in die Zelle – und als seine widerspenstige Hand danach greift, lockt sie ihn in die Untiefen seiner Lebensgeschichte.
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Nur im Handeln klaffen wir manchmal auseinander. Er fürchtet mein furioses Fassen, nach Menschen, nach Dingen, es macht ihn nervös. Er fixiert mich darum wie ein Polizist einen Schwerverbrecher, presst mich ängstlich an seine Brust. Denn was immer er sieht, ich könnte danach greifen und etwas damit treiben, das er nicht will – oder zu wollen sich nicht traut.
Ob er denn wisse, wer er sei? Klar, hatte Heimann da gesagt, aber zu spät und nur leise, und der Pater nahm die Bücher zur Hand. Um zu wissen, wo man hinwolle, sagte er, müsse man wissen, wer man sei. Und um zu wissen, wer man sei, müsse man wissen, wo man herkomme. Zu viele Menschen fragten erst danach, wenn keiner mehr da sei, der antworten könne.
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Dass er infolge eines Schlaganfalls am Syndrom der »anarchistischen Hand« leidet, erfährt Martin Heimann erst in Untersuchungshaft. Gefangen nimmt ihn dort sein Inneres: die verkorkste Beziehung zu Maria, seine Kindheit im väterlichen Pfarrhaus, die verbotene Liebe seiner Eltern und seine Angst, das Tun seiner Hand drücke aus, was er unbewusst wolle. Auch was der Wille eigentlich sei, ob frei oder vorherbestimmt, weiß er nicht. »Die widerspenstige Hand« erzählt von den Schattenseiten religiöser Ideale und von der Frage, die die Hand symbolisiert: Ist zu leben etwas, das wir tun, oder etwas, das geschieht?
Nils Dorenbeck
Nils Dorenbeck, geboren 1971, studierte Germanistik und Politikwissenschaft an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, war Lehrbeauftragter für »Sprache und Schreiben« an der Folkwang Universität der Künste Essen und mehr als zwanzig Jahre als Redakteur und Redenschreiber in Wirtschafts- und politischer Kommunikation tätig. Zurzeit ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Germanistischen Sprachwissenschaft an der Universität Trier. »Die widerspenstige Hand« ist sein erster Roman.
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