Única blickt aufs Meer

Fernando Contreras Castro

Única blickt aufs Meer

Roman

144
Seiten
Umschlag von:
Yvonne Kuschel
Hardcover
ISBN
978-3-87512-492-7
20,00 €
(brutto)

Aus dem costa-ricanischen Spanisch von 

Birgit Weilguny

Auf einer Mülldeponie am Rande der Hauptstadt Costa Ricas kämpfen Única und ihre Freunde ums Überleben. Die Bewohner der Müllhalde, die sogenannten ­»Taucher«, sind Gestrandete, von der Gesellschaft ausge­stoßen, abgelegt und aussortiert. Inmitten von Ratten und Mäusen, Hunden und Geiern suchen sie Tag für Tag nach Essen und anderem Verwertbaren. Hier wird die Lehrerin Única zur Spezialistin des Verfalls und findet neben Schulbüchern, Seifenresten und fast leeren Parfum­flakons nicht zuletzt eine neue Familie.

Am Rande von San José, der Hauptstadt Costa Ricas, lagert das schlechte Gewissen der Stadt. Auf einem Hügel befindet sich die Mülldeponie Río Azul. Sie hat sich mit der Zeit in ein albtraumhaftes Müllmeer verwandelt, an dessen Küste alles Mögliche angespült wird: Schulbücher, ungeliebte Weihnachtsgeschenke, nutzloser Tand, alte Männer, Pärchen, Mütter und Söhne. Die Gestrandeten, von der Gesellschaft Ausgestoßenen, finden im precario, der informellen Siedlung auf der Müllhalde, ein neues Zuhause. Mit forschendem Blick und viel Fingerspitzengefühl durchwühlen die sogenannten »Tauchern« – ähnlich wie die Catadores in Brasilien oder die Cartoneros in Argentinien – den Müll, der aus den reichen und armen Stadtvierteln Tag für Tag angeschwemmt wird. Manchmal entdecken sie dabei ein kleines persönliches Glück.

Fernando Contreras Castro gibt den Tauchern in diesem Buch ein Gesicht, indem er ihr karges Leben, ihre Solidargemeinschaft und ihr politisches Aufbegehren inmitten des Gestanks und der Fliegenschwärme in wunderbar poetischer Sprache einfängt. In Zeiten der wachsenden sozialen Ungleichheit, verbrauchter Ressourcen und lauter werdenden klimapolitischen Forderungen, ist dieser Roman eine wichtige Stimme.

Fernando Contreras Castro

Der Costaricaner Fernando Contreras Castro (*1963) ist einer der bekanntesten Schriftsteller seines Landes und gilt als Vertreter der costa-ricanischen Literatur der »Generation der Enttäuschung«. Er arbeitet als Professor für Literatur an der Universität von Costa Rica in San Jose. Es wurde zweifach mit dem costa-ricanischen Nationalpreis Aquileo J. Echeverría ausgezeichnet. 1995 für den Roman »Los Peor«, der auf Deutsch unter dem Titel »Der Mönch, das Kind und die Stadt« im MaroVerlag erschienen ist und als Taschenbuchlizenz im Unionsverlag. Ein zweites Mal wurde er im Jahr 2000 für »El tibio recinto de la oscuridad« mit diesem Preis in der Sparte Roman ausgezeichnet. Insgesamt hat Fernando Contreras Castro sechs Romane und drei Bände mit Kurzgeschichten in Costa Rica veröffentlicht. Zuletzt erschien »Única blickt aufs Meer«. Die beiden Romane im MaroVerlag sind die einzigen Bücher, die bisher auf Deutsch von ihm vorliegen.


Übersetzerin

Birgit Weilguny (*1980) übersetzt aus dem Spanischen und Katalanischen für Film, Bühne, Lyrikfestivals, Lesungen und Zeitschriften sowie Sachbücher und Romane und dolmetscht bei Kulturveranstaltungen. 2012–2014 unterrichtete sie am Zentrum für Translationswissenschaft der Universität Wien; 2016–2018 organisierte sie Lesungen für das Mexikanische Kulturinstitut in Wien. Im MaroVerlag erschienen in ihrer Übersetzung die Romane »Única blickt aufs Meer« von Fernando Contreras Castro und »Leere Menge« von Verónica Gerber Bicecci. literatur-uebersetzen.wien


Presse

»… Contreras bringt damit auf den Punkt, was trotz aller Würde und Zuversicht, mit der Única durch ihr bitteres Leben auf der Müllhalde geht, schon auf den ersten Seiten dieses außerordentlichen Romans durchklingt: Bei diesem David-gegen-Goliath-Match wird nicht der kleine Held den biblischen Sieg davontragen.«

»Única blickt aufs Meer ist […] eine kluge Analyse sozialer Realität und scharfer Kommentar eines Autors, der das neoliberale System seines Landes unter die Lupe nimmt; eine Situation, die sich problemlos von Costa Rica auf die anderer armen und von der Klimakrise sowie Massenkonsum betroffenen Menschen in vielen Regionen der Welt übertragen lässt.«

»[Única und Mondolfo] – Diese beiden Figuren strahlen in ihrem Elend eine so große menschliche Würde aus. Das hat mich zutiefst beeindruckt – zumal der Roman ›Unica blickt aufs Meer‹ dadurch überhaupt nichts Abstoßendes hat. Im Gegenteil – bedrückend ist er nur, wenn man sich diese abgrundtiefe Armut glasklar vor Augen führt.«

»Gänzlich aus dem gülden verbrämten Rahmen fällt hingegen ein kleiner […] aber glänzender Roman mit dem romantisch anmutenden Titel ›Única blickt aufs Meer‹, den Fernando Contreras Castro aus Costa Rica vor drei Jahrzehnten geschrieben hat.«

»Poesie als Kontrast macht Elend (und Menschlichkeit!) noch auffälliger. ›Única blickt aufs Meer‹ ist Schullektüre in Costa Rica. Für ›uns‹ ist es eine wunderbare Überraschung.«

»Absurd, skurril und manchmal fast unerträglich genau erzählt er kleine Anekdoten über einzelne Taucher, die auf diese Art aus dem gesichtslosen Elend einer zerlumpten Masse heraustreten und wieder zu Menschen werden, Menschen am äußersten Rand eines für uns vorstellbaren Lebens.«

»Fast drei Jahrzehnte sind seit der Erstpublikation von ›Única blickt aufs Meer‹ vergangenen – aber thematisch könnte der Roman von Fernando Contreras Castro aktueller kaum sein. Anhand des Alltags auf der Müllkippe erzählt er von Umweltverschmutzung, Armut und sozialen Differenzen sowie von korrupten Politikern, die keinerlei Bestrebung haben, etwas zu verbessern.«

Journalistin Judith Hoffmann hat mit dem Fernando Contreras Castro angesichts der deutschen Veröffentlichung von »Única blickt aufs Meer« gesprochen.

»Dieser kleine Roman bedrückt, berührt, macht nachdenklich. Über Müll, Konsum und Armut. Klare Leseempfehlung!«

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