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Leere Menge

Verónica Gerber Bicecci

Leere Menge

224
Seiten
Hardcover
ISBN
978-3-87512-671-6
24,00 €
(brutto)

Aus dem mexikanischen Spanisch von 

Birgit Weilguny

Lässt sich eine Affäre geometrisch darstellen? Eine Familie zeichnen? Können Baumringe von verschwundenen Müttern und Paralleluniver­sen erzählen? »Leere Menge« ist ein Versuch, mit der Erfahrung von Verlust umzugehen sowie Beziehungen, Verhältnisse und Situationen in Zeichnungen und Diagrammen zu erfassen, wenn Worte nicht ausreichen.

Nach ihrer Trennung von Tordo kehrt Verónica in die Wohnung ihrer Mutter zurück. Dort erkundet sie die Leere, Einsamkeit und Ungewissheit, die ihre Mutter hinterließ, nachdem diese vor Jahren verschwunden ist. Zwischen verstaubten Möbeln und Pflanzenskeletten sucht sie nach Gründen und versucht, dem Rätsel auf die Spur zu kommen. Während der argentinischen Militärdiktatur (1976–1983) flohen viele Menschen ins Exil, unter anderem nach Mexiko. So auch die Mutter der Protagonistin. Verónica Gerber ­Bicecci geht auf poetische Weise den Auswirkungen nach, die jenes Exil auf die mexikanische Gesellschaft, speziell auf die Kinder der argentinischen Exilanten, bis heute hat.

Verónica Gerber Bicecci

Verónica Gerber Bicecci, 1981 in Mexiko geboren, ist eine ­bildende Künstlerin, die schreibt. Ihre erste Arbeit am Übergang von Wort und Bild war Mudanza [Der Umzug] (2010), ein Essayband über Autor:innen, die bildende Künstler:innen geworden sind. Diese Perspektive vertieft sie in ihren Arbeiten für Museen und Galerien als auch in ihren Büchern. So zum Beispiel in der Einzelausstellung Descalzos los pies, los campos en ellos, sentiré al acreedor de la tierra en mis palmas desnudas [Mit bloßen Füßen, den Feldern darauf, werde ich den Gläubiger der Erde auf meinen nackten Sohlen spüren] (2021) in der Galerie Proyectos Monclova in Mexiko-Stadt und in La tierra es plana como una hoja (y cabalga en el aire) [Die Erde ist so flach wie ein Blatt (und reitet durch die Lüfte)] (2021, Gato Negro Ediciones). Sie war Herausgeberin bei Tumbona Ediciones, einem Verlag mit einem Programm zu zeitgenössischer Kunst und Philosophie. Derzeit unterrich­tet sie bei SOMA, einer Einrichtung für kulturellen Austausch und Kunstpädagogik, und wurde in das Sistema Nacional de Crea­dores de Arte des mexi­kanischen Kunstförderungsfonds (FONCA) aufgenommen. veronicagerberbicecci.net.


Übersetzerin

Birgit Weilguny (*1980) übersetzt aus dem Spanischen und Katalanischen für Film, Bühne, Lyrikfestivals, Lesungen und Zeitschriften sowie Sachbücher und Romane und dolmetscht bei Kulturveranstaltungen. 2012–2014 unterrichtete sie am Zentrum für Translationswissenschaft der Universität Wien; 2016–2018 organisierte sie Lesungen für das Mexikanische Kulturinstitut in Wien. Im MaroVerlag erschienen in ihrer Übersetzung die Romane »Única blickt aufs Meer« von Fernando Contreras Castro und »Leere Menge« von Verónica Gerber Bicecci. literatur-uebersetzen.wien


Presse

»Dieser Roman sprüht vor nur so vor Einfallsreichtum und man muss wohl sagen, sprengt die Form Buch überhaupt. Es ist eine Geschichte über das Entlieben, in der die Autorin nichts weniger versucht hat, als die Relativitätstheorie anzuwenden, um so etwas Elementares, so Komplexes wie Verlust begreiflich zu machen.«

»›Leere Menge‹ ist ein gewagtes – und gelungenes – literarisches Experiment. Ein autofiktionales Skizzenbuch im Wortsinn über die Traumata von Verlust, Vertreibung und Exil und den Schmerz der Zurückgelassenen.«

»Dieses Buch ist so viel mehr als ein Roman. Wir erleben eine nachvollziehbare und berührende Geschichte über Liebe und Verlust – allerdings außerhalb aller Erzählschemata. Es beginnt eine Reise durch ein Leben, in dem die Zeit außer Kraft gesetzt scheint, Geschehnisse werden außerhalb ihrer Chronologie begreifbar. Was durchaus einem wissenschaftlichen Ansatz folgt – die Mexikanerin Verónica Gerber Bicecci ließ sich bei ihren ersten Notizen von der Relativitätstheorie inspirieren – lässt sich dennoch ganz leicht als besonders fantasievolle Erzählung lesen. Eine, die man immer und immer wieder lesen möchte, weil man ahnt, dass sich in irgendeinem Winkel der Geschichte Verónicas, noch etwas verbirgt, für das sich eine erneute Zeitreise lohnt.«

»Das Geschehen für autobiographisch zu halten, liegt nah – und wird zugleich durch einen Kunstgriff gebrochen, der eine direkte Entsprechung in den graphischen Darstellungen findet. So ist ›Ich‹ zugleich ›Ich(I)‹ und damit sowohl Erzählerin als auch eine Variable, die prinzipiell alle ausfüllen können, die in der Lagesind, ›ich‹ zu sagen.«

»Es geht, ich versuche es mit meinen eigenen Worten, um die langanhaltenden Nachwirkungen eines Lebens in bzw. einer Flucht vor dem Militärregime in Argentinien (1976 –1983). Eine Flucht nach Mexiko, wo die nächste Generation im Exil, in der Fremde, in der Entfremdung aufwächt und zu Veronica, Ich(I), und ihrem Bruder(B) wird. Es geht um eine wie auch immer geartete Abwesenheit der Mutter. […] Es geht um eine Beziehungslosigkeit, die Veronicas Ich(I) nicht ermöglicht, dauerhaft in Beziehungen zu leben. […] Sie fängt immer wieder neu an. Und spürt eine Leere in sich. […] Ein großartiges Buch.«

»Ich hatte großen Spaß beim Entziffern der Diagramme und dem Entschlüsseln von Verónica Gerber Biceccis vielen sprachlichen Spielereien und Rätseln und denke immer noch über meine Interpretation einzelner Szenen und Motive nach, und genau so soll anspruchsvolle Literatur ja sein! Große Empfehlung!«

»Durch seine fragmentarische, alles andere als chronologische Erzählweise ist ›Leere Menge‹ kein klassischer Roman, sondern eine empathische, oftmals verblüffende, manchmal auch amüsante Meditation über verschiedene Arten von Verlusten und deren Konsequenzen. […] Gerber Bicecci verwendet eine nüchterne, präzise Sprache, durchzogen von einem subtilen trockenen Humor. Doch ist ›Leere Menge‹ keineswegs so autobiografisch, wie man vermuten könnte. Es gibt nicht nur Verweise auf die ›Verschwundenen‹ der argentinischen Militärdiktatur und die Erfahrungen des Exils (Verónicas Eltern flohen in den 70er-Jahren von Argentinien nach Mexiko), sondern auch auf Astronomie, Baumringdatierung und den rätselhaften Nachlass einer verstorbenen Schriftstellerin. Je komplexer die Zeichnungen werden, desto mehr beginnt auch der Text das Raum-Zeit-Kontinuum zu sprengen – ein bisschen wie das menschliche Gedächtnis, das keine geordnete Abfolge von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft kennt.«

»Kurze Kapitel, Briefe und Einschübe werden immer wieder von Protokollen und Zeichnungen unterbrochen und ergänzt. So werden Leser*innen herausgefordert, ihr Zusammenspiel zu entschlüsseln, sich durch die Handlung zu arbeiten, hinter ihre Rätsel zu steigen. Dabei liest man mal schnell, mal langsam, brütet über dieser Zeichnung oder jener Formulierung – eine Abwechslung, die nur wenige Romane mit sich bringen. […] Was verwirrend klingen mag, geht im Leseprozess in beeindruckender Weise auf. Denn die Zeichnungen, Protokolle und Texte bilden ein in sich stimmiges Gesamtwerk, eine tiefdringende Reflexion über Einsamkeit, Exil, Verschwinden und Vergessen mit autobiografischen Zügen. […] Leee Menge bietet damit ein besonderes Erlebnis, das über gewohnte Leseerfahrungen hinausgeht.«

»I like to think of ›Empty Set‹ as an in situ installation in the field of literature.« Roselin Rodríguez

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