Aus dem Englischen von
Ludovica Hainisch-Marchet
»Das letzte Mal in Paris« ist ein spannendes zeitgeschichtliches Dokument der französischen Gesellschaft vor dem Zweiten Weltkrieg. Viel mehr ist es jedoch das liebevolle Portrait einer Stadt voller mitreißender Geschichten, die niemanden unberührt lassen.
Elliot Paul führt uns ins kulturell-künstlerische Pariser Zentrum zwischen Montmartre und Montparnasse in den Goldenen Zwanzigerjahren, genau genommen in die Rue de la Huchette. Diese kleine Gasse im Latein-Viertel ist ab 1923 sein Lebensmittelpunkt. Als Korrespondent der Chicago Tribune lebt er wie viele seiner Literaten-Freunde, darunter Gertrude Stein, James Joyce, Henry Miller und Ernest Hemingway, mitten in der Hauptstadt. Bewundernd und liebevoll erzählt Elliot Paul in seinem hochgelobten Roman ›Das letzte Mal in Paris‹ von den Bewohnern seiner Straße in einzelnen Episoden, die er zu einem spannenden Roman verwebt. Als Kulisse dienen der Bürgersteig, die hoch belebte Straße und natürlich die verschiedenen Hotelbars, in denen wir nicht nur deren Besitzer, sondern auch die anderen Ladeninhaber aus der Straße antreffen und kennenlernen.
Elliot Paul
Elliot Harold Paul, 1891 in Massachusetts geboren, studierte an der University of Maine. Nachdem er in den Aufbaulagern des Amerikanischen Nord-Westen gearbeitet hatte, kehrte er nach New England zurück und arbeitete für eine Bostoner Zeitung. Im Ersten Weltkrieg diente er in der Fernmeldetruppe des US-Expeditionskorps in Frankreich. Nach Kriegsende ging er vorerst nach Amerika zurück, wo er als Journalist tätig war. Er begann seine schriftstellerische Karriere. 1925 entschloss er sich, nach Europa zurückzukehren, wo er für die Pariser Ausgaben des Chicago Tribune und des New York Herald arbeitete. Während er im Pariser Zentrum in der Rue de la Huchette lebte, gründete er 1926 zusammen mit Eugène Jolas 1927 Transition, eine experimentelle Literaturzeitschrift. Hier fanden sich bereits Texte von Samuel Beckett, Franz Kafka, Gertrude Stein, Dylan Thomas und James Joyce. Die Gestaltung besorgten Miro, Picasso, Kandinsky und Man Ray.
Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs kehrte Paul nach Amerika zurück und begann für Hollywood Drehbücher zu schreiben, darunter Rhapsody in Blue und das Drehbuch für Billie Holidays einzige Schauspielrolle New Orleans. Um sein Einkommen aufzubessern, spielte der talentierte Pianist häufig in lokalen Clubs in der Gegend von Los Angeles. 1958 starb Paul im Veteranen-Krankenhaus in Providence, Rhode Island.
Presse
»Von diesem Einfluss großer Politik und großer Ereignisse auf das Leben kleiner Leute berichtet auf großartige Weise das zu Unrecht als Roman annoncierte Buch Elliot Pauls „Das letzte Mal in Paris“, denn es sind eher Erzählungen und Reportagen. Ein Buch, in dem man sich gern verliert, nicht nur, weil eine bizarre und schon lange untergegangene Welt wieder lebendig wird, sondern auch, weil man erfährt, wie sich die politischen Wirren im Alltag der kleinen Welt der Rue de la Huchette niederschlugen.«
»Nichts wird ausgelassen, auch die politischen Strömungen, die Nachwehen des ersten Weltkriegs, aber auch die Freuden und die Lust am Leben sind wirklichkeitsnah zu erleben. Es ist ein wichtiges Buch und hilft dem Verständnis, warum die Franzosen so ticken wie sie es eben tun. 1944 erschien das Buch erstmals auf Deutsch im Stockholmer Exilverlag Bermann-Fischer unter dem Titel „Die kleine Gasse“. Man hat die damalige Übersetzung nicht überarbeitet, was gewisse Leute bemängelten. Offensichtlich nicht wissend, dass die Deutsche Sprache nie besser repräsentiert war als in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Selbst die Übersetzung aus dem letzten Kriegsjahr 1944 ist ein Zeitdokument, an dem man nicht herumraspeln sollte, um es für Twitter-Kids lesbar hinzubiegen. Nochmals Dank für diese Weitsicht an Benno Käsmayr und seinen Maro Verlag.«
»Es ist ein wunderbares Buch - kein Roman, wie es der Titel verheißt, sondern Reportagen -, mit faszinierenden Charakteren und ihren wechselseitigen Zu- und Abneigungen. Vor allem in den Schilderungen des Alltags wird es ein lebendiges Porträt einer Gesellschaft, die nach 1940 unterging.«
»Dieser schöne Paris-Roman ist eine Trouvaille und ein zeitgeschichtliches Dokument. (...) Elliot Paul (...) ruft uns mit diesem charmanten, autobiograpfisch grundierten Buch ein Paris von einst in Erinnerung, durch das wir selig und voller Wehmut flanieren können.«
»Rue de la Huchette, nahe des Place Saint-Michel: Wo heute ein angesagter Jazzkeller ist, erlebte der US-Amerikaner Elliot Paul bewegte Jahre im damaligen Hotel du Caveau. ›Dort fand ich Paris – fand ich Frankreich‹, schreibt er im Episodenroman, der vom Maroverlag neu aufgelegt wurde. Paul erzählt von Liebe, Hunger, Hoffnung und dem Kampf ums Leben, von jenen ›Komponenten einer Komödie, die wir gewöhnlich als menschlich bezeichnen – in seltenen Fällen wohl auch als göttlich‹. Umwerfend amüsant schildert er einzelne Vorfälle und Begebenheiten, charakterisiert ihre Akteure und vermittelt so die Stimmung im Paris zwischen den Kriegen meisterhaft.«
»(...) ein liebevoller, mikrosopisch genauer Blick auf das Leben in der rue de la Huchette (...)«
TIME Magazine
»(...) ein Klassiker der Literatur über Paris (...)«
Sebastian Faulks
»(...) ein eindringlich geschriebenes und fesselndes Korrektiv über die Stadt von Hemingway und Alice B. Toklas (...)«
The Telegraph
Übersetzerin
Ludovica Hainisch-Marchet wurde am 29. Juni 1901 in Wien geboren und stammte aus gutbürgerlichen Verhältnissen. Sie beherrschte die wichtigsten europäischen Sprachen, inklusive Esperanto. Bei der Bundespräsidentenwahl 1951 in Österreich, bei der zum ersten Mal der Präsident direkt vom Volk gewählt wurde, gab es sechs Kandidaten, die zur Wahl standen – darunter war Hainisch-Marchet die einzige Frau. Sie erzielte 0,05 Prozent der Stimmen und wurde verlacht und diffamiert. Nach Aufenthalten in Italien und Schweden übersiedelte sie 1956 nach Deutschland, wo sie als Sprachlehrerin, Übersetzerin und Journalistin arbeitete. 1993 starb sie in Überlingen.