MaroVerleger Benno Käsmayr wird 70 – Susanne Berner hat sich etwas ganz besonderes ausgedacht: die »St. Bennos literary hearts club band«. Eine Collage mit zahlreichen Figuren aus Einbänden, die sie im Laufe der Verlagsgeschichte für Maro gestaltet hat. Die Grafik bekommt natürlich einen Ehrenplatz in den Hallen des Verlags. Susanne Berner überreicht ihr Geschenk mit folgenden Worten:


Lieber Benno,
wir beide sind der gleiche Jahrgang – und wenn ich heute zurückblicke, dann gibt es zwei Begegnungen, die unmittelbar miteinander zusammenhängen und die meine berufliche Laufbahn als Graphikerin und Illustratorin entscheidend beeinflusst haben: ich lernte Armin Abmeier, Deinen Vertreter und meinen späteren Ehemann 1978 kennen. Spätestens 1979 muss ich auch Dich getroffen haben, denn da habe ich bereits die ersten drei Einbände für Dich gebastelt. Damals noch mit konventionellen Aufsichtsvorlagen, aber schon bald darauf kultivierten wir eine alte Form des Flachdrucks aufs Neue: die sogenannte Original-Flachdruckgrafik.

Ein wichtiger Impuls war, Geld zu sparen, der andere, eine neue Ästhetik zu kreieren: MaroDruck konnte komplexe Vierfarbsätze einfach nicht selber drucken, und so begann ich, die Farben manuell zu trennen. Das Know-how dazu habe ich im Laufe der Jahre perfektioniert, mit Deiner Hilfe, lieber Benno. Ich hatte eine Spielwiese, ein Experimentierfeld, wie man es sich nur wünschen kann.

Als Weltmeister in der kreativen Nutzung von »Handicaps«, als Profi mit Einfallsreichtum, warst Du immer bereit, etwas Neues und Unkonventionelles auszuprobieren. Eine erste Belohnung war der Celestino-Piatti-Preis, den ich 1983 für die Einbände des MaroVerlags bekommen habe.

Andere Illustratoren interessierten sich plötzlich für diese Technik, die eigentlich gar nichts Neues war, sondern vielmehr mit der guten alten Lithographie verwandt ist. Und so etablierte sich im Lauf der Jahre ein jährliches Treffen in Augsburg zum Drucken von Neujahrskarten. Wir trafen uns 15 Jahre regelmäßig am Buß-und Bettag, nannten uns Büßer und Bettler und es war das Ereignis des Jahres für viele von uns. Die Organisation war nicht ganz einfach: die Farbauswahl wurde vorher festgelegt, die Farbauszüge sollten vor uns in Augsburg eintreffen und manche von uns haben auch nach Jahren noch nicht verstanden, warum es zwingend notwendig ist, seitenverkehrt zu zeichnen. Einmal wohnten 20 Illustratoren aus aller Herren Länder im Hotel, man zeichnete gemeinsam abends im Wirtshaus zur Hasenjagd, zwischen den Farbwechseln auf der Din-A4-Maschine wurde gegessen, getrunken und gefachsimpelt. Filme mussten korrigiert und neu montiert, Druckplatten belichtet und Katastrophen verhindert werden. Auf jedem freien Platz in der Druckerei stapelten sich Zwischenergebnisse zum Trocknen und nachmittags kam Frau Käsmayr mit den damals noch kleinen Kindern und brachte selbstgebackenen Kuchen mit. Es war ein entfesseltes und herrliches Chaos. Wieder zuhause, bekam jeder nach ein paar Tagen ein liebevolles Päckchen mit der eigenen Karte zugeschickt, und bis heute druckt zum Beispiel Volker Pfüller, jetzt allerdings aus der Ferne, seine jährliche Karte bei Dir, lieber Benno.

Unter anderem dieses Ritual führte unmittelbar zur Geburt der Tollen Hefte im Jahre 1991, als Armin Abmeier seiner Heftchen-Liebe eine konkrete Form gab: das erste Heft, Wong Fun, ein Text seines Lieblingsautors Walter Serner, wurde in drei Farben von Volker Pfüller illustriert, fadengeheftet und mit Beilage und Schutzumschlag versehen.

Bis heute existieren diese Hefte, hergestellt noch immer in der gleichen Philosophie (gerade ist das Heft Nr. 49 bei der Büchergilde Gutenberg erschienen), und ohne Dich, lieber Benno, würde es sie nicht geben.

Dafür, und für Deine Freundschaft und Hilfsbereitschaft, möchte ich mich bei Dir bedanken und Dir zu Deinem Geburtstag gratulieren. Und dazu musiziert die St. Bennos Literary Hearts Club Band.


ad multos annos!
Rotraut Susanne Berner

»Vielen Dank für die Glückwünsche!«

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