Einblicke in die Herstellung von »Frank: Sonette / frank: sonnets«

»Buchschmiede« von Thomas Müller

In unserem Augsburger Verlagsbüro – das auch eine Druck- und Buchbindewerkstatt ist – herrscht ein unüberhörbares Treiben: Die Druckmaschine läuft kontinuierlich. Gegenüber teilt die Schneidemaschine die Papierstapel. Im Klebebinder rotiert die Leimwalze. Bogenweise Papier wandert von A nach B zu C und D, wird bedruckt, gewendet, geschnitten, gefalzt, gebunden. Ist die Verarbeitung abgeschlossen, liegt sie vor uns – die Klappenbroschur »Frank: Sonette / frank: sonnets« der Pulitzer-Preisträgerin Diane Seuss mit 280 Seiten – inklusive dreier Ausklappseiten. 

Wie oft wir während der Produktion des Gedichtbands mit dem Papier in Berührung kamen, haben wir für Euch nachgezählt: Ganze 13 Mal. Die Zahlen in Klammern zählen im Folgenden mit.

Schneiden, Falzen, Einlegen 

Wir stehen vor mehreren Stapeln weißer Druckbögen, dem Ausgangsmaterial unserer Produktion. Vor dem Bedrucken werden alle Bögen auf dasselbe Format geschnitten. Wir nehmen einen etwa 7 bis 9 cm dicken Papierstapel und legen ihn in die Schneidemaschine (1). Je nachdem, ob alle vier Seiten begradigt werden müssen, geht das Papier bereits hier mehrfach durch unsere Hände. Nun kann die Schublade der Xerox gefüllt und der Innenteil der Broschur mit Diane Seuss’ Gedichten bedruckt werden: zunächst die Vorderseiten der Bogen (2) und nach dem Wenden deren Rückseiten (3). Acht Seiten befinden sich auf jedem Bogen: vorne 4 und hinten 4. Die bedruckten Bogen werden anschließend halbiert, sodass 4-Seiter entstehen, also jeweils 2 Seiten vorne, 2 hinten, die in der richtigen Seitenfolge aufeinandergelegt werden (4). 

Die 4-Seiter werden jetzt in der Falzmaschine einmal zur Mitte gefaltet (5). Nun ist schon leichter erkennbar, dass hier ein Buch entstehen wird. Die zwei schmalen Seiten eines jeden Buchblocks werden bereits jetzt auf Endformat geschnitten. Der Grund hierfür ist, dass es eine Klappenbroschur werden soll, also nach dem Binden kein Frontbeschnitt mehr gemacht werden kann (da sonst die Klappen abgeschnitten werden würden). Auch den Falz entfernt die Schneidemaschine bereits wieder – aber Dank dieses Arbeitsschritts liegen die Papierbögen nun schön plan aufeinander.

Gefalzte Bogen vor dem Schneiden in der Schneidemaschine 

Falzen der Bögen in der Falzmaschine

Vor uns liegen auch jetzt noch nicht die gesamten »Buchblöcke«, sondern es fehlen 6 Seiten. Der Grund hierfür ist, dass zwei der 14-zeiligen Sonette von Diane Seuss so lange Zeilen haben, dass sie den Satzspiegel, ja das Papierformat sprengen. Diese werden separat auf Ausklappseiten gedruckt. Da die Maro-Ausgabe zweisprachig ist und auf den linken Seiten die englischen, auf den rechten Seiten die deutschen Übersetzungen von Franz Hofner stehen, benötigen wir insgesamt 3 Ausklappbögen, die beidseitig bedruckt dann 6 Seiten des Buches entsprechen.

Auch das Falzen der Ausklappbögen übernimmt unsere Falzmaschine (6). Diesmal ist der Falz nicht mittig, sondern so versetzt, dass die längere Seite mitgebunden wird und die kürzere einen Abstand zum Bund hat. Das ist eine ziemliche Tüftelei, da die drei Falze an der Vorderkante des Buches nicht rausstehen sollen. In der Schneidemaschine werden die drei gefalzten Bogen auf das gewünschte Format geschnitten (7). Nun haben wir auf dem Tisch vor uns zwei Stapel liegen: rechts die Buchblocks mit den sortierten Einzelseiten und links die ebenfalls sortierten 3 Ausklappbögen. Wir suchen die richtige Stelle im Buch, um sie einzusortieren, legen dann sorgfältig jeweils drei der Ausklapper ein und vergewissern uns noch einmal, dass die Reihenfolge stimmt. Fertig ist der Loseblatt-Buchblock (8).

Ausklappbögen (links) und Einzelseiten (rechts)

Gestapelte Buchblocks vor dem Klebebinden 

Binden

Eine Broschur ohne Hülle – da sähe der Gedichtband nackig aus. Die Umschläge wurden bereits auf einer Offsetmaschine bedruckt – bei einer befreundeten Druckerei in Augsburg – und zugeschnitten und werden nun zweimal für den Buchrücken genutet (9). Jetzt kommt der Klebebinder zum Einsatz. In den Schlitten links wird ein Buchblock eingespannt, rechts wird ein Exemplar des genuteten Umschlags mit der Innenseite nach oben bereitgelegt (10). Der Schlitten wird nun per Knopfdruck auf seine Reise nach rechts geschickt. Dabei passiert der Buchblock zunächst das Fräsmesser – die Papierbögen werden zur besseren Haftung leicht aufgeraut – und dann das Leimbecken. Hier trägt sich nun eine feine Schicht des Dispersionsleim auf das Papier auf. Ist der Schlitten über dem Umschlagbogen angekommen, wird der Buchblock unter Druck gegen den Umschlag gepresst. Der Schlitten wird geöffnet, die Broschur herausgenommen und mit dem Finger erneut der Rücken fest – aber gefühlvoll – angedrückt (11). Nun heißt es geduldig warten, bis der Leim getrocknet ist und die Broschur weiterverarbeitet werden kann. Das Buch steht dabei zunächst für eine Zeit auf der Wärmeplatte, damit der Leim optimal trocknet und haftet, dann noch für einige Stunden – am besten über Nacht – auf einem Tisch neben der Bindemaschine.  

Klebebinder mit der Wärmeplatte rechts daneben 

Wärmeplatte, auf der die gebundenen Broschuren trocknen

Stapelung der Broschuren zur Trocknung

Nuten und Endbeschnitt

Am nächsten Tag schnappen wir uns die erste Broschur und nuten den Umschlag an einer definierten Stelle vorn und hinten für die Klappen (12). Hier ist sehr wichtig, die rechteckig Broschur sehr gerade zu nuten, damit die Klappen nicht krumm werden. Den Umschlagkarton falten wir an den beiden Nutungen sorgfältig ein. 

Abschließend erfolgt in der Schneidemaschine der Kopf- und Fußbeschnitt des Buches. Es ist nun bereit, gelesen zu werden (13). 

Nuten der Umschlagsklappen

Klappen einschlagen 

Stickern und Verpacken 

Jetzt wird noch ein Sticker auf das Cover geklebt und dann wartet das Buch in unserem Lager darauf, an Buchhandlungen oder direkt an Leser:innen versendet zu werden. 

Wie ihr seht, handelt es sich um einen aufwendigen Herstellungsprozess, aus dem auch immer neue und wertvolle Erkenntnisse resultieren. Doch nicht alle Titel aus unserem Verlag werden aus eigener Hand produziert. Hardcover zum Beispiel werden in gemeinsamer Arbeit mit externen Druckereien und weiterverarbeitenden Firmen aus unserer Region realisiert. 

Ihr seid neugierig auf den Gedichtband von Diane Seuss geworden? Hier! findet ihr nähere Informationen zum Lyrikband.

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