Die »Weltempfänger-Jury« wählte den Roman »Leere Menge« von Verónica Gerber Bicecci auf die 59. Litprom-Bestenliste des Sommers. Der »Weltempfänger« nominiert vierteljährlich belletristische übersetzte Literaturen aus Afrika, Asien, Lateinamerika und der arabischen Welt, um auf herausragende literarische Stimmen im deutschsprachigen Raum hinzuweisen.

Weltempfänger-Jurymitglied Timo Berger schreibt über den Roman: 

»Wo der Hauptfigur Verónica die Worte ausgehen, greift sie zum Zeichenstift. In Diagrammen analysiert sie ihre Beziehungen, die von Verlust und Abwesenheit geprägt sind. Ein kluges, kurzweiliges Buch, das auch über eine Generation junger Mexikaner:innen spricht, deren Eltern einst als Exilant:innen ins Land kamen.«

Mit »Leere Menge« in den Sommer starten

Lässt sich eine Affäre geometrisch darstellen? Eine Familie zeichnen? Können Baumringe von verschwundenen Müttern erzählen? »Leere Menge« ist die Geschichte der in Mexiko-Stadt lebenden Verónica, die nach ihrer Trennung von Tordo in die Wohnung ihrer Mutter zurückkehrt. Dort erkundet sie die Leere, die ihre Mutter hinterließ, nachdem diese vor Jahren plötzlich verschwunden war. Zwischen verstaubten Möbeln und Pflanzenskeletten spürt sie der Einsamkeit und Ungewissheit nach, die der Verlust ihrer Mutter und der von Tordo mit sich bringen. Wenn Worte dafür nicht ausreichen, weichen sie Zeichnungen, Abstraktionen, Schemata. Mit Strichen und Buchstaben konstruiert die mexikanische Autorin Verónica Gerber Bicecci eine intime Geschichte rund um die Themen Exil, Verlust und Liebe.

»Leere Menge« ist der erste Roman von Verónica Gerber Bicecci, der auf Deutsch erscheint. Für die hiesige Literaturwelt ist die Autorin also eine Neuentdeckung. Das Original wie auch die Übersetzung von Brigit Weilguny zeichnet sich durch eine besondere Qualität aus. Das innovative und originelle Erzählen, auch das Mitdenken beweist: »Leere Menge« ist kein Roman mit linearer Erzählstruktur. Die Symbiose aus Briefen aus verschiedenen Jahrzehnten, E-Mails, Dialogen, Tagebucheinträgen, Kreuzworträtseln oder 1-Satz-Kapiteln regen Leser:innen dazu an, die Fragmente zu interpretieren und einzelne Szenen und Motive in ihrem Zusammenspiel zu entschlüsseln. Ein Buch für alle, die ihre Lesegewohnheiten herausfordern wollen und zugleich in einen poetisch-politischen Roman eintauchen wollen.

Zur Autorin 

Verónica Gerber Bicecci, 1981 in Mexiko geboren, ist eine bildende Künstlerin, die schreibt. Ihre erste Arbeit am Übergang von Wort und Bild war Mudanza [Der Umzug] (2010), ein Essayband über Autor:innen, die bildende Künstler:innen geworden sind. Diese Perspektive vertieft sie in ihren Arbeiten für Museen und Galerien als auch in ihren Büchern. Sie war Herausgeberin bei Tumbona Ediciones, einem Verlag mit einem Programm zu zeitgenössischer Kunst und Philosophie. Derzeit unterrichtet sie bei SOMA, einer Einrichtung für kulturellen Austausch und Kunstpädagogik, und wurde in das Sistema Nacional de Creadores de Arte des mexikanischen Kunstförderungsfonds (FONCA) aufgenommen. veronicagerberbicecci.net

Zur Übersetzerin 

Birgit Weilguny (*1980) übersetzt aus dem Spanischen und Katalanischen für Film, Bühne, Lyrikfestivals, Lesungen und Zeitschriften sowie Sachbücher und Romane und dolmetscht bei Kulturveranstaltungen. 2012 bis 2014 unterrichtete sie am Zentrum für Translationswissenschaft der Universität Wien; 2016–2018 organisierte sie Lesungen für das Mexikanische Kulturinstitut in Wien. Im MaroVerlag erschienen in ihrer Übersetzung neben dem Roman »Leere Menge« uch der Roman »Única blickt aufs Meer« von Fernando Contreras Castro.
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