Soeben ist »Strände. Warum sie mich kaltlassen« von Wanda Coleman in der großartigen Übersetzung von Esther Ghionda-Breger erschienen.

Dieser Band versammelt mehr als 120 Gedichte der afroamerikanischen Lyrikerin. Sie schreibt über historische Ereignisse und prägende Alltagserfahrungen, sie verfasst Briefe an eine große Schwester, Essays über die Sprache, Gedichte an einen totgeborenen Sohn. Sie wird zur Kulturterroristin, Märchenerzählerin, Comicskripterin und komponiert einen umfassenden Zyklus von Amerikanischen Sonetten. Gedichte über Sex und Geburt, über ihren Körper und Träume, Situationen im Krankenhaus oder im Gefängnis, über die Sorge, die Miete nicht bezahlen und die Kinder nicht versorgen zu können.

In einer wütenden Sprache, mit teils beißendem Humor und teils überraschender Zärtlichkeit, überführt die profilierte Lyrikerin aus Los Angeles die Diskriminierung von Schwarzen in einem rassistischen Amerika in system- und herrschaftskritische Poesie. Terrance Hayes hat für diesen Band über 120 Gedichte voll Wut, Witz und Weisheit aus acht Lyrikbänden zusammengestellt, die Wanda Coleman zwischen den späten 1970ern und frühen 2000ern verfasst hat.

Letztes Jahr erhielten wir für dieses herausfordernde Projekt eine »Verlagsprämie des Freistaats Bayern 2020«. Wir danken dafür herzlich!

Wanda Coleman

Wanda Coleman, 1946-2013, geboren und aufgewachsen in South Central Los Angeles, war Lyrikerin, Schriftstellerin von Kurzgeschichten und Romanen sowie Essayistin mit mehr als zwanzig Buchveröffentlichungen. Für den Gedichtband Bathwater Wine wurde sie 1999 als erste afroamerikanische Frau mit dem Lenore Marshall Poetry Prize der American Academy of Poets ausgezeichnet. Mit  war sie 2001 Finalistin für den National Book Award for Poetry. Außerdem gewann sie mehrere Stipendien der Guggenheim Stiftung und des National Endowment for the Arts sowie 2012 den Shelley Memorial Award der Poetry Society of America und den George Drury Smith Award des Beyond Baroque Literary Center.

Wanda Coleman

»Best Poetry of 2020«

New York Times, Irish Times und Washington Post

DER SAMSTAGNACHMITTAGSBLUES

kann dich umbringen
kann dein leben ruinieren
alle freunde sind beim shoppen
keiner zuhause
selbstmordhotline besetzt
und ich bin hier ganz allein
in gesellschaft einer tablette, einer flasche
und einem geschundenen herzen
ich bin eine kandidatin für die rechtsmedizin, für einen songtext

samstagnachmittage sind der killer
wenn die luft munter und warm ist
oh sonne, flüstert er immerzu
das leben, wie du es kennst, wird bald vorbei sein
selbstmordhotline, ich komm nicht durch
der beste freund ist nicht in der stadt
allein mit einer tablette und einer flasche
spüle ich meine sorgen runter

der mann, den ich liebe, ist ein killer
der mann, den ich liebe, ist ein junkie
der mann, den ich liebe, ist ne üble nummer
der mann, den ich liebe, bereitet mir kummer

manche nennen samstag sabbat
andere sagen, er sei das schlimmste
ob ersteres oder letzteres, mein herz wird brechen
und es ist keine hilfe in sicht
allein mit einer tablette, einer flasche
und einem geschundenen leben
bin ich eine kandidatin für die rechtsmedizin, für
einen songtext

Wanda Coleman zum Sehen und Lauschen gibt es in einigen YouTube-Videos.

Wanda Coleman - I Live for My Car (1985) Deutsche Übersetzung In: Wanda Coleman: Strände. Warum sie mich kaltlassen, Ich lebe für mein Auto, S. 33 - zum Buch 

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